Sadeepa Jagoda steuert den U23-Achter zu WM Bronze
Der dritte Platz bei den Weltmeisterschaften im polnischen Poznan ist der größte Erfolg für den Bessel-Ruder-Club auf internationaler Ebene. Mit einem packenden Finish verweisen die Deutschen Australien auf den undankbaren vierten Rang.
Poznań() Im Augenblick seines größten persönlichen Triumphes und gleichzeitig größten Erfolges für den Bessel-Ruder-Clubs Minden muss Sadeepa Jagoda erst einmal tief durchatmen. „Ich bin mit meinen Gefühlen gerade ein wenig überfordert. Es ist ein so großes Ding, dass ich erst einmal ein wenig Abstand gewinnen muss, um es halbwegs zu begreifen“. Soeben hat der Steuermann den deutschen U23-Achter bei der Weltmeisterschaft im polnischen Poznan nach einem packenden Finish zur Bronzemedaille gesteuert und damit seiner Erfolgskarriere ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Es ist die erste Medaille eines BRC-Ruderers bei einer U23-WM überhaupt. Bislang war Leon Schandl bei den Titelkämpfen 2020 in Duisburg mit Platz fünf im Vierer ohne Steuermann bester Mindener gewesen.
Als die acht Ruderer und der kleine Steuermann nach ihrer Energieleistung aus dem Boot steigen, werden sie gleich von Bundestrainer Christian Viedt beglückwünscht. Neben Silber im Zweier beschert dieser Achter-Erfolg den deutschen Riemenruderern das zweite Edelmetall bei diesen Titelkämpfen. „Zwei Medaillen, das ist stark. Wir sind sehr froh und glücklich über die Ergebnisse. Da mussten wir lange für arbeiten. Das Team hat sich top entwickelt“, sprudelt es aus dem begeisterten Bundestrainer heraus, bevor es zur Siegerehrung geht. Dort werden alle dann noch einmal von ihren Gefühlen übermannt, als ihnen die Medaillen um den Hals gehängt werden. Anschließend fällt der Druck von ihnen ab und sie sind nur noch erschöpft, aber überglücklich ob dieses Coups.
In den Tagen von Poznan liefert der Achter mit Leon Gronbach, Sven Achterfeld, Paul Martin, Lino Zastrow, Johannes Benien, Noah Anger, Max Pfautsch, Ole Bartenbach und Steuermann Sadeepa Jagoda ein starkes Gesamtpaket ab. Nach souveränen Siegen im Vorlauf vor Tschechien und Kanada sowie im Halbfinale vor den USA und Italien geht es im Finale erneut gegen ein stark besetztes Feld. Großbritannien dominiert von Beginn an das Geschehen und rudert schon fast in einer eigenen Liga. Dahinter entwickelt sich ein packender Dreikampf um die Medaillen: Deutschland, Neuseeland und Australien liegen nahezu gleichauf.
„Nach etwa 800 Metern habe ich gemerkt, dass für uns etwas drin ist, denn die Harmonie im Boot ist einfach toll. Darauf kommt es an, wenn man in einem Boot acht Ruderer sitzen hat, die alle immer schneller werden wollen. Die Teamchemie spielt eine entscheidende Rolle. Und solch eine Chemie wie aktuell habe ich lange nicht in einem Boot gesehen“, hält Jagoda ein Loblied auf seine Kameraden. Und diese wachsen im Laufe des Rennens über sich hinaus.
Während Großbritannien dem souveränen WM-Triumph entgegen rudert, wechselt die Führung beim Verfolgertrio fast sekündlich. Auf den letzten 500 Metern beißt sich der deutsche Achter noch einmal richtig rein. „Ich habe dann 300 Meter vor dem Ziel das Kommando gegeben, alles rauszuhauen, was geht. Das haben die Jungs großartig umgesetzt“, freut sich Jagoda, dass seine Kommandos von seinen Sportkollegen tadellos befolgt werden. Zwar hat Neuseeland im Kampf um die Silbermedaille am Ende eine Sekunde Vorsprung vor den Deutschen, doch mit einem fabelhaften Finish halten die Jagoda und Co. die Australier in Schach und rauschen als Dritter über die Ziellinie. Es ist geschafft.
Den Deutschen ist von einigen Experten ob ihrer souveränen Erfolge im Vorlauf und im Halbfinale sogar noch mehr zugetraut worden, jedoch wertet Jagoda den dritten Platz allemal als Erfolg. „Es ist auf jeden Fall eine gewonnene Medaille. Wir sind im Vorlauf und im Halbfinale noch mit angezogner Handbremse gerudert und haben nach drei Vierteln der Strecke etwas Gas rausgenommen. Im Finale mussten wir jedoch von Beginn an alles geben. Die Konkurrenten haben es in ihren Rennen zuvor sicher nicht anders gemacht, so dass im Finale mit den gleichen Waffen gekämpft wurde. Ich bin daher total stolz auf die Jungs und auf die Bronzemedaille“, sagt Jagoda und ergänzt: „Wir haben zwar einen tollen Endspurt hingelegt, doch das Fundament für die Medaille haben wir im ersten Teil des Rennens gelegt. Das ist meistens der wichtigste Part eines Rennens.“
Nach der Siegerehrung stand für die Helden von Poznan eine große Abschlussparty mit dem gesamten Team auf dem Programm, bevor einen Tag später die Heimreise im Bus angetreten wurde. Für Sadeepa Jagoda ist die WM-Bronzemedaille der krönende Abschluss einer erfolgreichen Freiluftsaison. „Nach einer kleinen Pause bereiten wir uns jetzt auf die Wintersaison vor. Neben ein paar Ergometer-Wettbewerben stehen auch Wettkämpfe am Leistungsstützpunkt in Dortmund an“, hat Jagoda bereits die nächsten Herausforderungen im Visier. Bis dahin hat er den großen Triumph von Polen auch emotional gewiss bestens verarbeitet.
DSC_9185: Der deutsche U23-Achter (zweites Boot von unten) im spannenden Kampf um Silber und Bronze mit Neuseeland (unten) und Australien.
ASC_6969: Riesengroß war die Freude bei den Ruderern des deutschen U23-Achters mit dem Mindener Steuermann Sadeepa Jagoda (vorn, Vierter von links) nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der WM in Poznan.
ASC_6909: Sieger England, Neuseeland (Silber) und das deutsche Team (Bronze) bei der Siegerehrung.
ASC_6653: Der Mindener Steuermann Sadeepa Jagoda bei der Siegerherung in Poznan.
Fotos: Detlev Seyb
Text: Thomas Kühlmann